presse.mitteilung
ver.di hessen
Tarifrunde für den Einzel- und Versandhandel in Hessen
„Die Beschäftigten stehen Kopf“
Frankfurt, 18. Mai 2021. „Wer denkt bei der Forderung nach Öffnung der Geschäfte an
die dort Arbeitenden? Die Arbeitgeber des Einzelhandels nicht wirklich, wie die
erste Tarifverhandlung am 12. Mai zeigte“, erklärt Bernhard Schiederig,
Landesfachbereichsleiter Handel der ver.di Hessen und Verhandlungsführer
für den hessischen Einzel- und Versandhandel: „Und die neuen Vertriebsformen
bringen den Beschäftigten neue Belastungen: Erst kommt der Click, dann das Meet
– und am Ende stehen sie Kopf.“ Das berichtet ein Betriebsrat vom Textilhandel:
Der
Arbeitgeber hatte zentral eine App ins Netz gestellt, darauf sollten sich die
Kund*innen zum Shoppen anmelden können. Nach 40 Minuten brach die App zusammen,
nichts ging mehr. Die Filiale durfte natürlich nicht geschlossen bleiben.
Daraufhin läutete das Telefon im Geschäft eine Woche lang „gefühlt
ununterbrochen 24 Stunden“. Ein/e Mitarbeiter*in muss die Terminierung der
Kund*inneneinkäufe übernehmen. Die Überlastung brachte als Ergebnis: Termine
wurden teilweise doppelt vergeben. Im Geschäft „teilen“ sich drei Verkäufer*innen
den Telefondienst, die Einlasskontrolle und das Abkassieren der Kund*innen. Am
Eingang herrscht Hochbetrieb: Hier ist die Bestätigungsmail auf dem Handy mit
der Kund*innenenliste zu überprüfen; alle Kund*innen ohne Registrierung müssen
sich vor Eintritt in die Filiale in ein Datenschutzblatt eintragen und sich auf
die Kund*innenliste setzen lassen; Kinder unter 14 Jahren werden händisch einem
dort vermerkten Elternteil zugeordnet; Kund*innen mit Bestätigungsmail, aber
ohne Eintrag in der Liste, sind ebenfalls noch schnell zu erfassen. Der
Mindestabstand von 1,5 Meter und die Einhaltung von Hygienestandards bleiben
unter solchen Bedingungen ein unerfüllbarer „Traum“!
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