Filiale auf der Zeil in Frankfurt am Main schließt am 12. Dezember. Drei Kolleg*innen kurz zuvor noch fristlos gekündigt, weil sie Corona-Schutz gefordert haben
André Scheer / ver.di Aktion zur Zara-Schließung auf der Zeil in Frankfurt
11.
Dezember 2020. Mit einer Protestaktion haben die
Gewerkschaft ver.di, das internationale Gewerkschafter*innennetzwerk TIE Global
und das Frankfurter Prekärlab am heutigen Donnerstag vor der Zara-Filiale auf
der Zeil in Frankfurt am Main auf die bevorstehende Schließung aufmerksam
gemacht. Im Rahmen dieser Aktion zeigte die lokale Künstlerin Anna Zora Schmitt
einige ihrer Arbeiten aus der Werkserie „WWW“. Sie widmet sich dem Thema
Wertschöpfung, Wertschätzung und Würde, und zeigt mit ihrer Kunst Spannungseffekte
dieser Branche auf.
Die Zara-Filiale auf der Zeil öffnet am Samstag, 12. Dezember, zum letzten Mal ihre Pforten für die Kunden. Im September 2020 hatte Zara das Aus für die Filiale und deren 74 Beschäftigten, die Zara jahrelang mit ihrer Arbeit zu einem der erfolgreichsten Einzelhandelsunternehmen gemacht haben, verkündet. „Zara als Teil des spanischen Inditex-Konzerns ist ein wirtschaftlich gut aufgestelltes Unternehmen, das kontinuierlich Gewinnzuwächse für sich verbuchen kann - zuletzt 3,63 Milliarden Euro. Selbst die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die insbesondere den Textilhandel hart getroffen und einige Händler ins Wanken gebracht haben, haben Inditex nicht aus dem Takt gebracht,“ erklärt ver.di-Gewerkschaftssekretär Marcel Schäuble. Im Gegenteil kündigt Inditex weltweit die Schließung von 1.200 Filialen an, „alle profitabel“, um ein neues, digitalisiertes Store-Konzept umzusetzen.
Protestaktion bei Zara auf der Zeil in Frankfurt
Auch die Zara-Filiale auf der Zeil war
über die Jahre Dank ihrer Beschäftigten erfolgreich. „Dass diese nun entlassen
werden, gerade in der jetzigen Zeit, wo adäquate Jobs im Textilbereich rar
sind, ist unverantwortlich. Zwar hat Zara den Beschäftigten
Weiterbeschäftigungsangebote gemacht, aber zu Konditionen, zu denen sich ihr
Gehalt mehr als halbieren würde. Zudem kündigt Zara kurz vor Schließung der
Filiale drei langjährige Mitarbeiterinnen fristlos, weil sie sich über die
Nichteinhaltung von Corona-Hygienemaßnahmen beschwert hatten,“ so Marcel
Schäuble. „Und es trifft vor allem Beschäftigte, die unbefristete Verträge und
einen starken Betriebsrat hatten, die bis zu fünfzehn Jahre dem Betrieb
angehörten und wegen ihrer Berufsjahre in der höchsten Eingruppierungsstufe
waren. Es trifft Beschäftigte, die eigentlich einen sicheren Arbeitsplatz
gerade in der jetzigen Zeit haben könnten, wenn das Unternehmen seiner sozialen
Verantwortung nachkommen würde. Wertschätzung und Fürsorge für die eigenen
Beschäftigten sieht anders aus.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen